Fotostudio für kleine Fische – Das Fotobecken

Fotobecken

 

Um kleine Fische optimal fotografisch darzustellen, benötigt man ein Fotobecken. Gerade beim Fotografieren im Makro- Bereich ist die Sauberkeit sehr wichtig. Jede Wasserblase und jeden kleinste Schmutzpartikel findet man auf dem Bild wieder. Nachdem ich einige Jahre schlechte Erfahrung im analogen Zeitalter mit der Klarheit meiner Aufnahmen gemacht hatte, versuchte ich mir ein optimales Fotobecken zu bauen. Um gerade den Fotobereich frei von Schmutzpartikeln zu bekommen, ist im vorderen Bereich eine Absaugung erforderlich. Mein Fotobecken 20 X 30 X 20 bekam in fast gleicher Größe eine Filterkammer. Das Wasser wird durch das Lochblech aus Kunststoff angesaugt und durch Filterschwämme und Filterwatte geführt. In der Ecke der Filterkammer fördert eine kleine Kreiselpumpe das Wasser zurück ins Fotobecken. Im hinteren Bereich des Fotobeckens liegt auf einem Stein ein Filterkohlesack, der über den Wasserspiegel hinausragt. Hierüber rieselt das Wasser, so dass es blasenfrei und gereinigt in den Fotobereich gelangt. Der Fotobereich wird durch eine Scheibe vom Dekorationsbereich getrennt. Diese Trennscheibe wird oben durch zwei Wäscheklammern gehalten, dadurch kann man den Fotobereich auf Wunsch vergrößern. Als Bodengrund verwendete ich zunächst einen feinkörnigen, dunkleren Kies. Mittlerweile habe ich mich entschieden das Becken mit Schieferplatten auszukleiden. Im hinteren Bereich des Fotobeckens stehen einige schräg versetzte, dünne Schieferplatten. Sie verdecken den Wassereinlauf. Dünne Schieferplatten benutze ich auch für die Seiten. Eine Schieferplatte, die die Seite der Vorfilterkammer verdeckt, wird im vorderen Bereich mit einigen 3 mm Löchern versehen. Dadurch erreicht man im Fotobereich eine kleine Strömung. Die Schmutzpartikel der Fische werden so besser abgesaugt.  Im digitalen Zeitalter  lassen sich mit guten Bildbearbeitungsprogrammen Fehler einfach entfernen, so dass eine absolute Sauberkeit nur bedingt erforderlich ist. Es erspart aber die Zeit der Nachbearbeitung.

 

Die Dekoration besteht aus einigen klein bleibenden Pflanzen. Um den Hintergrund in eine bessere Unschärfe bei einer höheren Blendenzahl zu bekommen, sollten die Pflanzen etwas entfernt von der Trennscheibe stehen. Das richtige Licht bietet eine Schreibtischlampe für die nötige Schärfeneinstellung.

 

Der richtige Platz für das Fotobecken und das Aufstellen der Blitzgeräte.

 

Die großen Probleme bei einer Aquarienfotografie sind die  Spiegelungen von Blitzgeräten und der helle Hintergrund im Raum. Im Keller neben dem Aquarienraum fand ich die Möglichkeit einen Raum ideal abzudunkeln. Das Fotobecken stellte ich in einer Ecke auf und verkleidete es mit schwarzem Stoff. Bei den sehr beweglichen Fischen kam ein Stativ nicht zum Einsatz, zusätzliches Licht durch Lampen würde das kleine Becken zu stark aufheizen und so ist man auf Blitzgeräte angewiesen. Mit der heutigen drahtlosen Blitzsteuerung ist es gegenüber den früheren Kabelverbindungen der einzelnen Blitze alles etwas einfacher geworden. Es ist auch möglich, mit dem integrierten Blitzgerät (Master-Steuerung) weitere  Blitzgeräte drahtlos zu steuern. Die auf einem Stativ befestigten  Blitzgeräte  werden optimal ausgerichtet. Spieglungen in der Scheibe werden so vermieden.

 

Als nächstes stellt sich die Frage, wie viele Blitzgeräte benötige ich.

 

Für einen natürlichen Lichteinfall benötigen wir ein Blitzgerät von oben. Killifische zeigen besonders ihre Farben, wenn sie von vorne mit einer Lichtquelle angestrahlt werden. Hat man eine Kamera mit einem integrierten Blitzgerät, mit der Einstellung Master-Steuerung, kann man mit einem zusätzlichen Blitzgerät gute Aufnahmen machen. Voraussetzung: Der Fisch bewegt sich im mittleren Bereich des Aquariums und der integrierte Blitz spiegel sich nicht in der Frontscheibe. Da beide Lichtquellen von oben kommen, bildet sich schnell am Bauchrand und am oberen Rand der Afterflosse ein leichter Schatten. Besonders bei Fischen in Bodennähe entsteht schnell ein Schlagschatten, der oft nicht schön ausseht. Beobachtet man einen Fotografen bei einer Porträtaufnahme, fällt auf, mit wie viel Aufwand an Lichtquellen gearbeitet wird. Das "Model" etwa dreht sich nach Anweisungen des Fotografen  in Pose, was wir von unseren Fischen nicht erwarten können.

 

 

Will man die Fische optimal fotografisch darstellen, benötigen man mehrere Lichtquellen zur idealen Ausleuchtung des "Models". Besonders eignen sich zwei Blitzgeräte von vorne, die links und rechts und in der Höhe leicht versetzt sind. Ein weiteres Blitzgerät kommt von oben auf die Abdeckscheibe. Das integrierte Blitzgerät der Kamera wird ausgeklappt und die Blitzabdeckung aufgeschoben.

 

 

 

Im "MENU" wird das integriertes Blitzgerät auf Master-Steuerung gestellt. Im nächstem Einstellungsfenster stellen wir den Modus auf "TTL" und den Kanal auf "1 CH". Nun haben wir für die verschiedenen Blitzgruppen die Möglichkeit einer Belichtungskorrektur. Auf Gruppe A wird der Blitz  auf der Abdeckscheibe angesteuert. Er dient zum Aufhellen des Hintergrunds und den Rücken des Fisches. Dadurch entsteht ein natürlicher 3D Effekt. Die beiden Blitzgeräte im Vordergrund, Einstellung auf Gruppe B, dienen zur perfekten Ausleuchtung des Fisches von vorne. Durch diese Lichtsteuerung der einzelnen Blitzgruppen regeln wir die Gestaltung des Bildes mit hellem oder dunklerem Hintergrund. Auch durch die gute Ausleuchtung des Fisches können wir im Bedarfsfall eine größere Blendenzahl einstellen, um die Schwanzflossen auch scharf zu bekommen. Die richtige Einstellung des Blitzlichtes muss ausprobiert werden und liegt bei mir meist im Minus bis Null Bereich. Nachdem wir die Kamera für die Blitzsteuerung eingestellt haben, werden die externen Blitzgeräte auf "REMOTE" gestellt, der Kanal auf CH "1", den Blitz auf der Abdeckscheibe stellen wir auf Gruppe "A" und die beiden vorderen Blitze auf Gruppe "B". Unser Fotostudio mit den Pflanzen im Hintergrund ist nun fertig und wir können mit dem Fotografieren beginnen.

 

 

Ein noch interessanteres, aber auch schwieriges Fotografieren ist das

Ablichten der Fische auf weiße Hintergrund (Hohlkehle).

Der Fotobereich darf nicht zu eng gewählt werden und die Belichtungskorrektur der Blitzgeräte müssen gut im Plus-Bereich liegen. Voraussetzung ist auch, dass der Fisch im vorderen und  mittleren Bereich des Aquariums schwimmt, um Schlagschatten zu vermeiden. Einige Fische fühlen sich auf dem weißen Hintergrund unwohl und zeigen nicht richtig ihre Farben. Mir ist es nicht gelungen, den Hintergrund so auszuleuchten, dass er sich 100% schneeweiß zeigt. Wahrscheinlich benötigt man noch einen zusätzlichen Blitz von oben, der den Hintergrund besser ausleuchtet.  Mit einem guten Bildbearbeitungsprogramm kann man meist das Problem  mit einen "Klick" beheben.

 

 

Kleine Info zur Kameraeinstellung

 

Zur Grundeinstellung stellen wir das Moduswahlrad auf "A" (Zeitautomat) Diese Belichtungsautomatik ist für uns interessant, da wir über die Blende die Schärfentiefe einstellen können. Die Belichtungszeit bei eingeschaltetem Blitz ist auf 1/60 Sek. eingestellt. Diese  Einstellung reicht in den meisten Fällen, wenn sich die Fische einigermaßen Ruhig verhalten. Werden sie etwas hektischer, nutze ich die manuelle Einstellung 1/100 Sek. bis 1/250 Sek. Weitere Einstellungen sind ISO auf 100 und Weißabgleich auf manuell (Weißabgleich Automatik, auf Blitzgeräte eingestellt ist auch möglich).

 

Da mein Makroobjektiv eine Innenfokussierung hat, stelle ich den Autofokus der Kamera auf "AF" und am Objektiv auf "A/M". Bei allen anderen Objektiven erfolgt die Einstellung auf "M".

 

Die Kamera hat nun eine Grundeinstellung. Was jetzt noch fehlt, ist die Einstellung der Blende. Da ich an meiner Kamera die Blende über das vordere Einstellrad schnell verstellen kann, nehme ich erst einmal die Blende F16. Je nachdem wie der Fisch zur Vorderscheibe steht, ändere ich die Einstellung. Hat der Fisch seine Flossen gerade schön ausgezogen, steht  aber schräg zur Frontscheibe, versuche ich die Blende auf F20 zu erhöhen, um den Fisch auch noch in der Schwanzflosse einigermaßen scharf zu bekommen. Hat er sich schön parallel zur Scheibe ausgerichtet, kann ich mit der Unschärfe spielen und bis zur kleinsten Blendenzahl herunter drehen.

 

Anmerkung zur Beugungsunschärfe bei einer kleinen Blende (große Blendenzahl):

 

Makoobjektive verkraften Abblenden zwar besser als normale Objektive, dennoch sollte man auch hier das richtige Mittelmaß zwischen Bildschärfe und Tiefenschärfe finden. Der Abbildungsmaßstab spielt hier auch noch eine entscheidende Rolle. Ich hatte die Möglichkeit, von eine Aktion - Aufnahme, die EXIF-Daten eines preisgekrönten Fotos einzusehen. Die Blende dieser Aufnahme war auf F 32 (1/200 Sek) eingestellt. Darum keine Angst, auch einmal eine größere Blendenzahl auszuprobieren.

 

 

 

Anmerkung zum Abspeichern in RAW-Datei:

 

Meine Nikon D 7000 besitzt zwei Speicherkarten - Steckplätze. So habe ich die Möglichkeit zusätzlich zum JPEG Format auch auf der zweiten Karte in RAW zu speichern. Viele Fotografen arbeiten gerne in RAW (Rohdaten der Bilder) um nachträglich Änderungen am Bild vorzunehmen.  Ich nutze zwar diese Option, arbeite meist aber im JPEG Format, weil dort die Dateien nicht so groß sind und mir die Qualität der Bilder reichen. Um mit der RAW - Datei zu arbeiten, wird ein spezielles Programm benötigt, das  die Bilder bearbeitet und  sie in JPEG umwandelt.    

 

 

 

Wenn alle Voraussetzungen für das Fotografieren erfüllt sind,

kann der Fisch in den Fotobereich eingesetzt werden. Durch die bewegliche Trennscheibe wird er nach einer Gewöhnungsphase dichter an die Frontscheibe gedrückt. Nun muss sich nur noch unser Fotoobjekt richtig in Farbe und Pose stellen, damit wir es ablichten können. Wer glaubt, dass dies so einfach geht, hat sich getäuscht. Man muss den Fisch erst in Stimmung bringen, damit er seine Flossen streckt und sich voll ausfärbt. Dieses versucht man mit einem zweiten Artgenossen oder auch Artverwandten und wechselt sie eventuell nach einiger Zeit, bis sich zwei gefunden haben. Wenn wir Pech haben, streckt genau der die Flossen, den wir gar nicht fotografieren wollten. Jungtiere stehen oft schneller in Pose und Farbe als Ältere. Ist es geschafft, der Fisch steht in Farbe und die Flossen sind gestreckt, stellt sich der andere Fisch genau vor ihn. Nun versuche ich mit einer langen Stricknadel unser Fotoobjekt richtig ins Bild zu rücken. Schlecht zu fotografieren sind Fische, die ständig hin und herschwimmen.

 

Zum Fotografieren von Fischen braucht man viel Zeit, Geduld und etwas Glück, bis der Fisch so im Kasten ist, wie wir es wünschen.

 

Zusammenfassung

 

Durch die digitale Fotografie ist so einiges verbessert und einfacher geworden. Kam es früher nach einigen Tagen  beim ersten Sichten der Bilder zu Überraschungen, kann man heute die erstellten Fotos sofort kontrollieren. Fehler können so gleich korrigiert werden, oder man probiert auch schon einmal andere Einstellungen an der Kamera aus. Auch die Infrarot Blitzsteuerung und die Master- Steuerung durch den integrierten Blitz ist sehr vorteilhaft. Die Blitze können nun fest platziert werden. Ein geeignetes Fotobecken bringt große Vorteile, auch wenn heute Fehler durch nicht ausreichende Sauberkeit mit Hilfe guter Bildbearbeitungsprogramme beseitigt werden können. Durch das neue Makro- IF Objektiv wird die richtige Schärfeneinstellung  noch einfacher und schneller.

 

Da ich  schon mit Nikon analog fotografiert hatte, bin ich bei Nikon geblieben.

 

Es muss nicht unbedingt Nikon sein, andere Hersteller bieten auch gute Kameras mit Wechselobjektiven und Blitzsystemen an, die auch für die Aquarienfotografie geeignet sind.

 

Bei den Kompaktkameras und Smartphones ist der Blitz oft so ungünstig eingebaut, dass es schnell zu Spiegelungen in der Scheibe kommt. Gerade bei kleinen Fischen ist dies ungeeignet.

 

 

 

Zum Schluss gibt es noch ein Problem, das ist der Fisch, der sich in die Ecke stellt, keine Farben zeigt, nicht die Flossen strecken will und sich auch nicht von der teureren Fotoausrüstung beeindrucken lässt. Gelingt es uns ihm gut zuzureden, so dass er sich von seiner schönsten Seite zeigt, steigt der Adrenalinspiegel und wir fotografieren nur noch wie wild!

 

 

 

Viel Spaß beim Fotografieren und Experimentieren mit Licht und Blende.